Schießstände in Ostholstein geschlossen
Auch Sportschützen haben ihre Sportstätten geschlossen – SSV Kassau denkt hoffnungsvoll an 2. Bundes-Liga in 2021 – Christian Klees will mit der SchBr Freiheit aus dem Harz wieder ins Bundesliga-Finale
Kassau „Ab dem 16. Dezember ist bei uns der Schießstand komplett geschlossen worden. Wir hoffen, dass viele Menschen endlich vernünftiger werden und die Pandemie eingedämmt werden kann“, beantwortet Anka Venohr, Vorsitzende des SSV Kassau, die Frage wie es im Schießsport mit dem Training weitergehen kann. Wie alle Mannschaften hofft besonders das Bundesliga-Zweitligateam in der Disziplin Luftgewehr, das in der zweiten Saison eigentlich am 6. Dezember für vier Teams hätte Gastgeber sein sollen, auf eine Abschwächung der Corona-Erkrankungen in 2021. Ein Ligastart im Herbst wäre schön, an Meisterschaften ab dem Frühjahr sei wohl kaum zu denken. Sportlich nach vorn schaut auch Christian Klees, der beim Drittplatzierten der 1. Bundesliga Nord als Trainer fungiert. Die Schützenbruderschaft Freiheit aus dem Harz möchte im kommenden Jahr mindestens wieder das Finale der besten vier unter jetzt aufgestockten zwölf Mannschaften erreichen.
In Kassau war zuletzt von der eingeschränkten Möglichkeit des Schießsport-Trainings Gebrauch gemacht worden. „Wir durften jeweils nur mit zwei Mitgliedern auf den Schießstand. Dazu haben wir für jeden Tag in der Woche einen Stundenplan gemacht. Der war komplett ausgebucht“, schildert Anka Venohr. Auch beim Schützenverein Scharbeutz wurde der Trainingssport nach vorheriger Anmeldung gewährt und nach Darstellung von Jugendtrainer Nils Polomski gut angenommen.
Für die Eutiner Sportschützen berichtet der Luftpistolen-Verbandsligaschütze Ulrich Schütt, dass einige Mitglieder bis zur kompletten Schließung ebenfalls den Schießstand auf dem Vogelberg besucht haben.
Die Kassauer richten ihr Augenmerk nun besonders auf die 2. Bundesliga Nord. Nach dem ersten Jahr in der zweithöchsten Schießsportklasse des Deutschen Schützenbundes und dem Überstehen der Relegation in Hannover im Februar möchte der erfolgreichste Verein aus Ostholstein beweisen, dass er weiter dazu gehört. Anka Venohr hat nach derzeitigem Plan dafür Celina Dahm, Markus Dietmayr, Leonie Werner, Robin Jedtberg, Tanja Zupke, Florian Jeger und als Ersatz die junge Hannah Ehlers auf vorgemerkt.
Kenner des Schießsports in Ostholstein vermissen vielleicht den Namen Lina Meier. Diese hat sich vor einem Jahr in der Disziplin Luftgewehr der Schützenbruderschaft Freiheit angeschlossen. Dort hatte sie in der zweiten Bundesliga-Mannschaft ihren Auftritt.
In anderen Wettbewerben und Meisterschaften bleibt sie ihrem Heimatverein SSV Kassau aber treu. Im Team I der Schützen aus dem Harz schießt bereits seit 2011 erfolgreich Patricia Piepjohn, die wegen ihres Wohnsitzes hinter im Norden in Kassau allein unter Fernanleitung ihres Trainer Christian Pinno übte. In der offenen Kreisliga Ostholstein startete sie nebenbei für die Kassauer, um in Form zu bleiben, ließ den Ostholsteinern erwartungsgemäß keine Chance.
Der Olympiasieger im Kleinkaliber-Liegenschießen von Atlanta 1996, Christian Klees, ist einer der beiden Trainer der Schützenbruderschaft. Die 1. Bundesligamannschaft gewann 2018 die deutsche Meisterschaft, in 2020 landete sie im Finale auf dem Bronzerang. Der jetzt in Plön lebende Verwaltungsangestellte bei der Gemeinde Malente: „Durch meine zweite Mitgliedschaft beim SSV Kassau und die sportliche und freundschaftliche Begleitung von Lina Meier haben wir durchaus im Blick, sie einmal in Team I einzusetzen“. Und Lina Meier ist begeistert: „Christian kenne ich aus meinen Anfängen im Kassauer Verein, er ist eine wichtige Stütze bei der schießsportlichen Entwicklung.“
Muss Klees auch zum Training in den Harz fahren? Die Erfolgsmannschaft SBr Freiheit I ist aus Schützen unterschiedlicher Heimatvereine zusammengesetzt. Das ist bei anderen Clubs in der 1. Bundesliga nicht anders. „Es wurde also bis zum 15. Dezember auf den jeweiligen Schießständen geübt. Das ist nun nicht mehr erlaubt“, sagt Christian Klees. Folglich fuhr er zu den jeweils vier Wettkämpfen im Norddeutschen Raum und zu Vorbesprechungen. „Das ist zu leisten, die Aufgabe in der 1. Liga ist einfach zu spannend. An das erste und einzige Jahr in der Bundesliga mit den Eutiner Sportschützen in 2002 als aktiver Schütze erinnere ich mich noch gut. Wer Schießsport in Hallen mit Zuschauern erlebt hat, wird immer begeistert starten. Auch als Trainer.“
Hoffentlich in 2021 wieder Bundesliga schauen, der SSV Kassau ist dann im zweiten Jahr. Wilhelm Boller