Kassau will nicht aus Bundesliga raus – Es ging um die Wurst
- Bundesliga Nord-Luftgewehr in Kassau:
Kann der Vorjahresmeister nach Sieg und Niederlage die Klasse halten? – Es ging mehrfach um die Wurst – Leonie Werner und Hannah Ehlers schießen 391 Ringe
KASSAU In dem frisch zugeschneiten Dorf Kassau ging es im wahrsten Sinn um die Wurst am vorletzten Wettkampftag der 2. Bundesliga Nord Luftgewehr. Wer in einer Zehnerserie hundert Ringe schoss, wurde mit einer zünftigen Mettwurst belohnt, eine schöne Geste des gastgebenden Schieß- und Sportvereins Kassau an die drei Fünferteams aus Niedersachsen. Die erhofften Heimsiege des amtierenden Meisters am vorletzten Saisontag stellten sich aber nicht ein. Einem glänzenden 4:1 über den SV Bramstedt folgte ein ärgerliches 2:3 gegen den SV Ladekop. Nun hält sich die Spannung, ob die Kassauer in die Relegation müssen oder diese mit einem Sieg über den SV Neuenfelde vermeiden können.
Der verschneite Ort am Morgen Aufmerksame Besucher
Der SSV Kassau hatte wie seit der Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga viel Aufwand betrieben, die Zuschauer zu unterhalten. Ansagen zu den einzelnen Schützen gehörten dazu wie die Übertragung eines jeden Schusses auf Bildschirme im Aufenthaltsraum des Dorfgemeinschaftshauses. Dort gab es schon nach den ersten zehn Schüssen zwischen der Kassauerin Leonie Werner und Vanessa Rothe vom SV Bramstedt in der ersten Paarung Jubel. Beide lieferten hundert Ringe ab, erhielten dafür die ersten beiden Mettwürste als Anerkennung. Es blieb spannend, Leonie Werner hatte am Ende die besseren Nerven, um mit 391:390 Ringen den ersten Punkt zu ergattern. „Die Anspannung wich erst, als ich nach dem 40 Schuss meinen knappen Sieg auf der großen Anzeigewand sah“, sagte Leonie Werner erleichtert.
Leo Werner und Vanessa Rothe mit je 100 Ringe Celina Dahm kann auch 391, nebenan Paula Ströbel
Eine so gute Leistung lieferte auch die erst 19 Jahre alte Hannah Ehlers beim 391:385 gegen Volker Vogelsang ab. Zuverlässig sorgte Tanja Zupke mit 389:384 für den dritten Punkt, das 4:1 machte Celina Dahm mit 386:381 klar. Da war unwichtig, dass Lina Meier mit 384:389 unterlag.
Am Nachmittag war den Kassauern die nervliche Belastung anzumerken, gegen den SV Ladekop wollte der amtierende Meister gewinnen und die Gedanken an einen möglichen Abstieg in die Verbandsliga wegwischen. Das Trainerduo Andreas Berthold und Patricia Weede tauschte jetzt Celina Dahm gegen Aileen Jedtberg aus, die so zu ihrem ersten Saisoneinsatz kam und mit 389:385 erfolgreich war. „Der Wechsel war nötig, weil Celina sich am Tag zuvor nach einem Ausrutscher im Schnee den Rücken verrenkt hatte“. Auf diese gute Ringzahl vermochte sich auch Lina Meier zu steigern und Punkt zwei einzusacken. Sie war auf zwei Tagessiege zu Recht stolz.
Lina Meier allein mit zwei Tagessiegen Hannah Ehlers kann auch 391, danach war sie enttäuscht
Die Gesamtringzahl des Teams von 1.921 war zum Vormittag um zwanzig geringer, das zeigt den Leistungseinbruch. So brachen Leonie Werner auf 384 und Tanja Zupke auf 382 ein, damit hatten sie nichts zu bestellen. Noch größer war der Unterschied bei Hannah Ehlers, von 391 rutschte sie auf 377 ab. Eine überzeugende Erklärung fand auch sie nicht: „Ich war eigentlich gut eingerichtet, konnte im Wettkampf mein sonst übliches Resultat aber nicht zeigen. Schönreden will ich nichts.“ Im Feld der acht Fünfermannschaften rangieren die Kassauer mit 4:8 Team- und 15:15 Einzelpunkten auf Platz fünf.
Schlecht lief es für den SV Hademstorf, der gegen Ladekop und Bramstedt jeweils 2:3 verlor, somit bereits als erster Absteiger in die Verbandsliga feststeht. Trainer Stefan Kreuzkamp enttäuscht: „Wir haben ein junges Team, das den Klassenerhalt nur mit Bestleistungen aller hätte schaffen können. Wir wollten die Spannung eigentlich gern bis zum letzten Wettkampftag erhalten.“
In Clausthal-Zellerfeld trafen die anderen vier Teams aufeinander. Die Reserven der Erstligisten BSG Braunschweig und SB Freiheit schlugen überzeugend den zweiten Vertreter aus Schleswig-Holstein klar mit je 5:0 und mit 3:2 den SV Neuenfelde. Der SV Olympia Börm/Dörpstedt steht mit ebenfalls 4:8 Punkten hinter Kassau und Bramstedt auf Position sieben der Tabelle. Unterschiedlich sind nur die Einzelpunkte. So bleibt der Saisonschlusstag am 4. Januar in Braunschweig besonders unten spannend.
Um die Nachfolge der Kassauer als Meister bewerben sich Tabellenführer Braunschweig II mit 12:0 Punkten und der Zweite SB Freiheit II mit 10:2. Für die Relegation zur 1. Bundesliga Nord kommen diese beiden Klubs aber wohl nicht infrage, weil ihre ersten Mannschaften dort nicht gefährdet sind. Die Chance für die Aufstiegsveranstaltung erhält so der Drittplatzierte. Das könnte der SV Neuenfelde (8:4) oder der SV Ladekop (6:6) werden. „Auf diese Chance haben wir eigentlich auch spekuliert“, sagt Anka Venohr, Vorsitzende des SSV Kassau. „Dann hätten wir aber beide Heimwettkämpfe gewinnen müssen. Schade.“ Jetzt komme es auf eine gute Tagesform der jungen Schützinnen an. „Der SV Neuenfelde wird aufgrund seiner guten Ausgangslage natürlich alles daransetzen, uns zu schlagen. Leicht wird es nicht“, sorgt sich Andreas Berthold etwas. „Ich setze auf unsere Damen im Team“. Übrigens sind die weiblichen Bundesligisten in der zweiten Liga in der Überzahl. Unter den zwanzig Startern waren nur drei Männer.
Und Frauen waren es auch, die in Kassau die neun Sonderpreise abräumten. Anka Venohr lachend und mit der Gastgeberrolle doch zufrieden: „Die sechs Mettwürste waren schnell weg. Allein drei gingen für Hunderterserien an die Bramstedter Spitzenschützin Vanessa Rothe. Da mussten wir ergänzend noch drei Honiggläser dazu spendierten.“ Immerhin gehörten zu den Gewinnern auch die Eigengewächse Leonie Werner und Aileen Jedtberg. WB
Tabelle vor dem Schlusswettkampf
- BSG Braunschweig II 21:9 12:0
- SB Freiheit II 23:7 10:2
- SV Neuenfelde 17:13 8:4
- SV Ladekop 14:16 6:6
- SSV Kassau 15:15 4:8
- SV Bramstedt 13:17 4:8
- SV Oly72 Börm/Dörpstedt 8:22 4:8
- SV Hademstorf 9:21 0:12