Ringevergleich: “Alte” gegen Junge – Frauen und Männer
Kann man die Ringzahlen von Jugendlichen mit denen der „Alten“ vergleichen – Packende Vergleiche bei den Landesmeisterschaften der Sportschützen erwartet
KASSAU Die Kreismeisterschaften der Sportschützen im Kreisverband Ostholstein sind abgeschlossen. In Kassau und anderen Orten bereiten sich die Besten nun auf die Landesmeisterschaften in Schleswig-Holstein vor. Viele der unzähligen Disziplinen und Waffengattungen Gewehr und Pistole werden ab dem 3. Juni im Landesleistungszentrum Kellinghusen des Norddeutschen Schützenbundes abgewickelt. Einige Disziplinen starten bereits im Mai, die Auflageschützen müssen sich bis September gedulden. Lohnt ein Leistungsvergleich zwischen den Altersgruppen? Könnte man auf diese sogar verzichten?
Die Wettkampfarten und Altersklassen im Schießsport sind kaum noch zu überblicken. Neben Luft- und Kleinkalibergewehr gibt es Armbrust, Zimmerstutzen, Vorderlader und mehr. Bis auf Sonderregelungen werden Gewehr und Pistole sportlich ab zwölf Jahren geschossen. Die Altersklassen reichen dazu über Schüler, Jugend, Junioren, Erwachsene hinauf bis zu Senioreneinteilungen II bis V. Daneben recht neu im Programm das Lichtpunktschießen für Mädchen und Jungen unter zwölf. Bei den Kreismeisterschaften fiel auf, dass ein Blick auf die besten Ostholsteiner einen Leistungsvergleich wert ist.
Im Luftgewehrfreihandwettbewerb überzeugte die zu den Juniorinnen gehörende Hannah Ehlers (19) mit 410,1 Ringen, das erreichte niemand. Mit zwölf Jahren ging es beim SSV Kassau in der Schülerklasse los. „Meine Eltern standen voll an meiner Seite. Ich merkte schnell, dass dieser Sport mit den Notwendigkeiten der Konzentration, der Mischung zwischen Einzelanspruch und Teamgeist mein Ding ist“, sagt das stets gut gelaunte Mädchen. „Natürlich war Lohn der vielen Trainingsstunden, dass ich in der 2. Bundesliga Nord eingesetzt worden bin.“ In der Jugendklasse (15 bis 16) zeigte auch die Kassauerin Cecilia Dahm mit 402,3 Ringen eine gute Leistung.
Als Bester der Schützenklasse (21 bis 40) lieferte Florian Jeger 403,4 Ringe ab. „Der Punkt geht an Hannah“, scherzt der weitere Kassauer. „Mein Ziel ist klar. Ich möchte Landesmeister werden, mindestens aber auf das Treppchen.“ Sein Hinweis geht zur Frauenwertung: „Neben Meisterin Leonie Werner mit ihren starken 408,5 Ringen schossen auch Lina Meier, Aileen Jedtberg und Tanja Zpke mehr als 400. Die Frauen im Kreis sind einfach besser.“ Gut schlugen sich weitere Jugendliche. Der Schüler Michel Matthews erreichte umgerechnet 391,6 Ringe, der nächste Kassauer Hannes Dohm bei den Junioren II (17 und 18 Jahre) 394,4.
Interessant ist auch eine Betrachtung der Luftpistolen-Resultate. Im Schützenklassenalter (21 bis 40) gewann Sven Samelin vom Scharbeutzer Schützenverein mit 362 den Kreistitel, als beste Frau stand ihm Carolin Grötzner vom PSV-Eutiner Sportschützen mit 361 kaum nach. „Ich möchte meinen Landestitel im Juni verteidigen.“ Die Bereitschaftspolizistin aus Eutin: „Schon 2006 fand ich durch meinen Vater zum Schießsport, zunächst aber mit dem Luftgewehr und dann KK. Bald aber merkte ich, dass Luftpistole mir noch mehr lag. 2018 stieg ich mit der Sportpistole ein.“ Das erwies sich als richtig. So errang sie bereits ein Jahr später den Landestitel, mit der LuPi dann vor einem Jahr dazu. Ein Leistungsvergleich lässt sich aber auch zu „den älteren Herrschaften“ anstellen, wie es der über Jahre die Quali zur Deutschen Meisterschaft erreichende Ulrich Schütt aus Haffkrug sieht. „Unser Oliver Strugies aus der Eutiner Verbandsligamannschaft wurde mit seinen 50 Jahren als Neuer in der Altersklasse III Kreismeister mit 367 Zählern. Das schoss niemand.“ Schütt mit fast 70 Jahren startet nun erstmalig in der Altersgruppe IV. Ihm reichten 348 Ringe zu Kreisgold, zufrieden war er nicht: „Auf Landesebene muss ich besser sein, sonst wird es aus der jährlichen Reise nach München zur DM nichts.“
Fazit dieser Betrachtung: Die Leistungen aus unterschiedlichen Altersgruppen rücken näher heran. Auch könnte man Frauen und Männer in einer Gruppe starten lassen. „Bei den Ligawettkämpfen bis rauf zur Bundesliga geschieht das ja auch“, sagte Kreisjugendleiterin Lore Bausch. „Aber die Jugendlichen brauchen ihre eigenen Rundenwettkämpfe und Meisterschaften. Ebenso die Erwachsenen und Frauen. Das ist ja etwa in der Leichtathletik oder im Schwimmen nicht anders“, merkt die frühere Landesjugendleiterin im Norddeutschen Schützenbund an. – Fotos: Boller/Jeger