24.04.2024

Auflageschützen ermittelten ihre Landesmeister

Landesmeister Hans-Jürgen Machalke schreckt das Alter nicht – Gold holten auch je zweimal Heiko Bausch und Werner Petersen sowie einmal Ina Knaipp

KELLINGHUSEN   In 37 Wettbewerben gewannen Ostholstein sechs Titel, drei Silberne und neun Bronzemedaillen. Je zweimal standen Werner Petersen und Heiko Bausch ganz oben, einmal dazu noch Ina Knaipp und Hans-Jürgen Machalke. Ein besonderer Blick soll diesmal wegen seines Alters auf den Malenter Sportschützen Machalke gelegt werden, der nach Zeiten des Freihandschießens Luftgewehr, den Wettbewerben Kleinkaliber Dreistellungskampf und Liegend immer noch gut als Auflageschütze unterwegs ist.

Auch mit 81 Jahren will Jans-Jürgen Machalke mit dem Schießsport nicht aufhören

  „Freud und Leid liegen manchmal im Alter von 81 Jahren dicht beieinander. Ich wäre gern wieder bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover und Dortmund im Oktober gestartet, daraus wird leider nichts“, sagt der Neukirchner Hans-Jürgen Machalke vom Schützenverein Malente. Dabei freut er sich ganz aktuell nach überstandener schwerer Erkrankung über die Goldmedaille im Luftgewehr-Auflageschießen bei den Landesmeisterschaften im Norddeutschen Schützenbund mit guten 314,7 Ringen. Dazu noch Bronze im Wettbewerb Kleinkaliber Auflage 50 Meter in der Altersklasse der über 76-Jährigen.

Kreissportleiter Heiko Bausch mag auch Goldmedaillen

 

Je zwei Goldene holte vom Schützenverein 64 Großenbrode Heiko Bausch in der Altersklasse (36-50) mit dem KK-Gewehr auf 50 (300,7 Ringe) und hundert Meter (309,9) Distanz. Doppelsieger war auch Werner Petersen von der Schwartauer SG im Luftgewehrschießen der Altersklasse IV (71-75) und bei KK 100 Meter bei jeweils genau 313,7 Zählern, weiter wurde er Dritter im Auflageschießen KK 50m. Der Schwartauer Verein war im Leistungszentrum Kellinghusen besonders erfolgreich, denn bei den Seniorinnen II  (61-65) besiegte Ina Knaipp die amtierende Landesschützenkönigin Ute Krause aus Klein Wesenberg nervenstark mit 314,6:314,3 Ringen. Rang drei schafften mit dem Luftgewehr Isabelle Knaipp (306,1) und Eberhard Oellrich mit guten 312,6 bei den Senioren III (66-70).

 

Eine Silbermedaille ging bei den Altersdamen an Britta Stender vom Schützenverein Scharbeutz, sie lag mit guten 313,4 nur um 0,7 hinter dem Goldplatz. Zwei zweite Ränge ergatterte für die Malenter Gerhard Ayszoll (LG und KK 50m/Klasse III). Mit 316,4:316,6 unterlag er denkbar knapp dem Nordstar Peter Weinreich vom SC Kalübbe mit dem LG, bei KK war der Unterschied mit 306,6 zu 309,5 etwas größer. Vizemeister wurde außerdem Reiner Haselhorst von den Sportschützen Nicolai Petersdorf auf KK hundert Meter in der Altersklasse II, knapp geschlagen mit313,3:313,7 Zählern. Bronze gewannen vom SV Malente auch Jutta Jürgensen (3. KK 50m/II), Lore Bausch vom SchV Großenbrode (KK 100m/IV) sowie das Team des SSV Kassau (KK 100m).

Werner Petersen, diesmal für die Schwartauer SG, in der Liga für den SC Kalübbe erfolgreich

Zurück zu Hans-Jürgen Machalke vom Schützenverein Malente, für den er seit gut zwanzig Jahren Schießsport mit Begeisterung ausübt. „Ich war mit meinen 81 Jahren sicher einer der Ältesten bei den Landesmeisterschaften. Diesmal besonders froh über Gold und Bronze, weil ich mir mit meiner Frau Regine schon Gedanken über das Aufhören machen musste.“ Was war passiert? „Als ich mich plötzlich schlecht fühlte, rief meine Frau den Krankenwagen. Schnell zum Entfernen von Gallenblasensteinen, eine Operation ging aber nicht gleich. Ab auf Intensiv, das Organ explodierte praktisch. Herzstillstand, Wiederbelebung, ab ins Koma. Aber lassen wir das, es geht ja wieder“, schildert er völlig gelassen. Dramatischer aber kann es nicht sein. „Da denkt man schon über das Leben nach und an die schöne Zeit des Schießsports über 46 Jahre“, sagt der stets leise und humorvolle Mann, der heute wieder zweimal in der Woche zum Training geht.  „Mit 35 Jahren begann ich beim Schützenverein Neukirchen. Der verstorbene Spartenleiter Klaus Schwarz ließ mich damals ohne jede Erfahrung mit dem Luftgewehr schießen und staunte über meine 335 Ringe im Freihandschießen. Da war es um mich geschehen.“ Weiter ging es beim Schützenverein Hubertus Kiel, schließlich fand Machalke auch „wegen der großen Kameradschaft unter den Malentern“ an der Neversfelder Straße seine sportliche Heimat.

Ina Knaipp hatte beim Titelgewinn mit 314,6:313,3 Ringen auch das Glück auf ihrer Seite

In der Reha lief sein Leben „wie im Film in Schnellfassung“ ab. Machalke, der sich mit seiner Frau auch um Haus und Garten kümmert und dabei abschaltet: „Ich kam nach dem Krieg aus Schlesien zunächst nach Bayern, lernte Bergmann bei Oberhausen, erlebte beruflich nach der Kohlenkrise eine Station in Hamburg in der Telefontechnik. Als ich in Neukirchen meine Regine kennenlernte, gab es nur eine Entscheidung. Hier wollte ich bleiben.“ Er hatte noch einmal Glück und fand als Elektromechaniker an der Mühlenbergklinik Arbeit bis zum Renteneintritt.

Und wie kann es nach der Genesung nun weitergehen? „Der Schießsport lässt mich nicht los. Es ist nur schade, dass ich wegen der fehlenden Qualifikation nach vielen Jahren diesmal nicht bei der DM  starten kann. Da wollte ich nach vielen Medaillen bei Landesmeisterschaften in der Vergangenheit und dem Start in 2021 gern wieder hin.“ So bleibt dem „innerlich jung gebliebenen“ Hans-Jürgen Machalke („ich fühle mich wie 80“) jetzt die gute Chance, sich in der bevorstehenden Runde der Verbandsliga Luftgewehr Auflage zu beweisen. Sie Setzliste sieht ihn mit einem Leistungsschnitt von 313,70 Ringen hinter Gerhard Ayzoll im Malenter Fünferteam als zweitbesten Schützen. Wie sagte Ayszoll beim Training: „Wir brauchen dich, ohne unseren Alten sind wir nichts!“ WB

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