26.04.2024

Eutiner Sportschützen feierten 60-jähriges Bestehen

Zahlreiche Erfolge und immer wieder Baumaßnahmen prägten das Vereinsleben

EUTIN Mit einem gemeinsamen Frühstück im Schießstand auf dem Eutiner Vogelberg leiteten die Mitglieder der Eutiner Sportschützen ihre Feier zum 60. Vereinsjubiläum ein. Ein Vortrag und eine Bilderschau aus sechs Jahrzehnten brachte vor allem den jüngeren Mitgliedern die abwechslungsreiche Geschichte näher, an die sich vom Gründungstag an allein nur noch der jetzt 91-jährige Eutiner Gustav Reese als Vereinsgründer erinnern kann. Für seine Treue zu Verein und Verbänden überreichte der jetzige Vorsitzende Jörg Hunke dem damaligen ersten Vorsitzenden der Jahre 1954-1956 die Ehrenzeichen des Norddeutschen und Deutschen Schützenbundes.

Gustav Reese erinnerte an die Ideen aus 1953, als beim Schützenfest der Eutiner Schützengilde Wünsche laut wurden, nicht nur auf den Holzvogel anzulegen, sondern auch wie vor dem Krieg im Eutiner Kleinkaliberschießverein sportlich Schießsport zu betreiben. Am 21. April 1954 fanden sich im „Gasthof Hansa“ am Eutiner Marktplatz, dem heutigen „Markt 17“, fünfzehn Interessierte ein und gründeten die Eutiner Sportschützen. Unter Führung des 1. Vorsitzenden, Bierverleger Reese, ging es auf dem Gelände des früheren Volksfestplatzes neben der Kaserne mit einem ersten Schießstandbau los. Im Einvernehmen mit dem Volksfestverein fand dort bereits im Juni ein großes Preisschießen statt. Ziel war bald ein moderner Schießstand auf dem Vogelberg neben dem traditionsreichen Dechantshorst der Eutiner Schützengilde. Gustav Reese erinnert: „Die Sportschützen sollten kein Konkurrenzverein zur Gilde sein, sie wollten sich auf Schießsport konzentrieren.“ So entwickelte sich ein freundschaftliches Nebeneinander. Vorstandsmitglied Wilhelm Boller ging in seinem Vortrag auf die zahlreichen Stationen in Eutin ein, an denen die Sportler damals trainieren mussten. Firmenräume der Unternehmen Börck in Neudorf oder Cobobes an der Plöner Straße, Gaststättenräume am Bahnhof und im Neudorfer Hof und auch Kellerräume bei der Bundeswehr dienten als Trainingsstätten.

Von 1956 bis 1966 hatte Rechtsanwalt Egon Knoop die Vereinsgeschicke übernommen, Reese wurde Stellvertreter. In diese Zeit fiel der Bau der 50m-Bahnen für Kleinkaliber und 25 Meter für Sportpistole im Jahr 1960. Die Eutiner Schützengilde verpachtete dem jungen Verein die notwendigen Flächen. Der Quisdorfer Bauunternehmer Erich Reimann leitete als Vorsitzender ab 1966 den großen Schießstandbau mit viel Eigenleistung der Mitglieder und seines Betriebes über neun Jahre von 1973 bis 1982 ein, in der Endabrechnung für zehn 50m-Schießbahnen und Schützenhaus stand die Bausumme 380.000 Mark. Als sein Nachfolger führte von 1980 bis 2006 Wilhelm Boller die Sportschützen, fast die gesamte Amtszeit über standen Diether Boekholt, fest zehn Jahre Friedrich Knutzen, an seiner Seite. 1988 überdachte der Verein mit einem Wert von 80.000 Mark den Sportpistolenstand, aus Rücksicht auf die Vogelberganlieger.

Der überraschende Olympiasieg in Atlanta 1996 durch Christian Klees im KK-Liegendschießen mit Traumringzahl von 600 bereits im Vorkampf brachte einen Mitgliederanstieg, besonders im Jugendbereich. Notwendig war bald ein Anbau, der von 1999 bis 2001 für gut 320.000 DM verwirklicht werden konnte.

Foto von: (WB)
Der Schießstand der Eutiner Sportschützen auf dem Vogelberg heute. Foto: WBO

Sportlich spielten die Eutiner Sportschützen schon bald nach Gründung im damaligen Kreisschützenverband Eutin und im Bezirk Lübeck eine führende Rolle. Neben den zahlreichen Klees-Erfolgen gab es deutsche Meistertitel durch die Nachwuchsschützen Oliver Strugies und Kristina Hunke, den über Jahrzehnte erfolgreichen Karl-Heinz Mohr und bis in die jüngste Zeit mit zweimal Bronze durch Ulrich Schütt. Die Luftgewehrschützen schossen in der „alten Bundesliga“ und konnten sogar 2002 für ein Jahr in der neuen Bundesliga des Deutschen Schützenbundes Oberhausluft schnuppern. Immer wieder gelingt der Luftpistolenmannschaft der Sieg in der Verbandsliga Schleswig-Holstein, von der II. Bundesliga wird immer noch geträumt.
Die Fotoschau dokumentierte auch die Jugendarbeit, die nach guten Jahren jetzt wieder eine Auffrischung verdient. Zu kurz kommt auch der Breitensport nicht, das leicht zu erlernende Auflageschießen mit Luft- und Kleinkalibergwehr hat sportlich zu mehr Leben im Schießstand geführt. Betrüblich sei derzeit nur der Mitgliederrückgang auf derzeit unter hundert. „Wir müssen dagegen jetzt wirklich aktiv werden, die enormen Unterhaltungskosten der vereinseigenen Schießsportstätte mit den immer höheren Sicherheitsanforderungen erfordern neben Arbeit auf viele Geldmittel“, sagt Vorsitzender Jörg Hunke, seit 2006 im Amt. Er freute sich über neue Eintritte in den letzten Wochen und warb für Interessenten aller Altersklassen, sich dienstags und donnerstags ab 18 Uhr das Vereinsleben anzuschauen. „An unserem Tag der offenen Tür gestern hatten wir wohl einfach zu gutes Wetter, aber immerhin haben sich einige Eutiner die Palette des Schießsports angesehen. Und sie wollen wiederkommen!“
Den Abschluss des Vereinsfestes bildete ein „moderner Dreikampf“ ohne Schießen. Mit Pfeilen, Boulekugeln und Gummistiefelweitwurf sollte Geschicklichkeit bewiesen werden, die Preise gewannen Carsten Würz, Friedrich Pietsch und Dennis Hennemann.
Die jungen und älteren Mitglieder hatten sich bei der Jubelfeier noch viel zu erzählen, dazu trugen die bereits 1955 beigetretenen Volker Heymann und Diether Boekholt mit ihren Erinnerungen bei. Gründungsmitglied Gustav Reese an Jörg Hunke gewandt: „Das Ziel von vor 60 Jahren, neben dem Gildebrauchtum Schießsport in Eutin zu etablieren, ist hier auf dem Vogelberg erreicht worden. Und das schon berühmte Betriebsmannschaftsschießen, das auf dem Volksfestplatz begann, gibt es jetzt im 56. Jahr auch noch!“

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