29.03.2024

SSV Kassau startet Neuanfang für Wurfscheiben-Wettbewerbe in Ostholstein

Vorbildliche Schießsportanlage getestet

KASSEEDORF Die neue Schießsportanlage der Jägerschaft bei Sibbersdorf macht es möglich: Mit herzlichem Dank an die Betreibergesellschaft durch Stephan Dohm und Gaby Flor für die Aufnahme der Gruppe des SSV Kassau soll nach deren Vorstellungen gleichzeitig ein neues Stück Sportgeschichte im Kreisschützenverband Ostholstein geschrieben werden. Die Kassauer richteten ihre ersten Vereinsmeisterschaften aus und peilen jetzt auch für andere Clubs Meisterschaften auf Kreisebene an. Endlich sollen auch wieder Ostholsteiner bei Landesmeisterschaften unter den Schießsportlern des Norddeutschen Schützenbundes bei Skeet, Trap und Doppeltrap zu finden sein.

Unter fachlicher Anleitung von Herm Tolles, der durch seinen erfolgreichen Vater Fritz bei der Schwartauer Schützengilde vor Jahren schon an die Wettkampfarten Trap und Skeet herangeführt wurde, laufen nach festen Regeln, die in der Sportordnung des DSB mehr als 30 Seiten umfassen, unter Zuschauerbeobachtung die Wettkämpfe mit Schrotpatronen gegen tönerne Scheiben ab. „Charly“ Hauch von der Neustädter Schützengilde setzt die Wurfmaschinen in Gang. Beim Trapschießen fliegen die nur elf Zentimeter und 105 Gramm leichten großen gelben Elemente bei 15 Meter Abstand zu den sechs Startern in einer Rotte auf das durch hohe Wälle geschützte Gelände.

„Pull“ ruft der 40 Jahre alte Ole Fricke ins nahe Mikrophon und innerhalb einer Sekunde schießt sein Ziel auf der Deckung. „Dann heißt es schnell zu sein. Auf dem Weg ins Grün sollte der 76 Meter weite Flug in einer Höhe von 1,50 bis 3,50 Meter schon spätestens nach halber Strecke unterbrochen werden.“ Gut zwei Meter Streuung der Schrotkugeln müssen reichen. „Wenn das Objekt der Begierde zu weit entfleucht, kann es auch sein, dass selbst beim Treffen die Kraft der Körner nicht mehr ausreicht“, ergänzt seine Frau Insha Janshen. Die 32-Jährige wohnt seit drei Jahren in Kassau und kam mit ihrem Mann über das jagdliche Schießen jetzt auf die Idee, die sportlichen Wettbewerbe des Norddeutschen Schützenbundes und für den SSV Kassau zu probieren. Über ihre 16 Treffer ist sie nicht glücklich: „Das war der erste Auftritt, wir alle wollen noch viel trainieren.“ Ihr Mann Ole kommt hinter dem überlegenen Vereinsmeister Wolfgang Lieventhals (26) auf 21 Treffer, jeweils 20 holen Levent Lorenz und Axel Schwarzburger aus der Luft. Fünfter wird Reinhardt Weidemann, imponierende 42 von 50 möglichen pulverisiert der erfahrene Herm Tolles, der außer Konkurrenz und auch zur Anschauung zur Flinte greift. Mangels Mitstreiter in Ostholstein startet der Schwartauer für den SSV Schale im Westfälischen Schützenbund.

Foto von: (WB)
Bis Kaliber 12 dürfen Flinten für die Wettbewerbe Schrotpatronen betragen. Foto: WBO

Dort hat auch die Juniorin B Jill-Bastienne Flor ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Die 17-Jährige schaffte in diesem Jahr die Qualifikation zur Deutschen und landete auf Rang fünf. „Zugegeben unter nur sieben Mädchen, aber das war trotzdem eine gute Erfahrung“, sagt sie lächelnd, fast etwas entschuldigend. An diesem Tag schießt sie reaktionsschnell 32 „Tontauben“, wie die Flugobjekte immer noch sprachlich falsch aber vertraut genannt werden, zu Staub. „In Schleswig-Holstein gibt es eine Reihe von guten Vorbildern. Claudia Gräfin von Kanitz setzte Maßstäbe, Heidi Scheibl vom SV Itzstedt und deren Tochter Sonja, die aktuell gerade für die Wahl der Sportlerin des Jahres nominiert worden ist. Und jetzt aktuell den Junior Vincent Haaga aus Heringsdorf für den JSC Ratzeburg mit international Auftritten verfolge ich sportlich genau.“

Weiter geht´s mit dem Wettbewerb Skeet, den Ole Fricke bei Ringgleichheit von 31 Wurfscheiben vor Axel Schwarzburger und Wolfgang Lieventhals (25) gewinnt. Reinhardt Weidemann und Lovent Lorenz tun sich mit der zweiten Disziplin noch schwer. „Das ist eine ordentliche Umstellung, ich muss noch viel üben“, sagt Levent Lorenz, der sich Skeet von Herm Tolles erläutern lässt. „Die Scheiben fliegen nicht aus einer tiefen Deckung, sondern links aus einem Holzturm in drei Metern Höhe vom Schützen weg. Und zur selben Zeit kommt aber die zweite Scheibe aus dem einen Meter-Turm von rechts entgegen.“ Da muss man einfach schnell sein, sonst kann auch mit dem zweiten Schuss aus der Flinte nichts mehr ausgerichtet werden.

Fazit des Tages für Stephan Dohm: „Wir sind froh, dass wir hier auf der modernen Anlage einen Neustart für Wurfscheibenschießen in Ostholstein versuchen dürfen. Unser Ziel ist jetzt die Ausrichtung einer Kreismeisterschaft, nur über diese können sich die besten Schützen für die Landesmeisterschaft qualifizieren“. Und Herm Tolles, der „Hilfesteller“ der Schwartauer Schützengilde ergänzt: „In meinem Verein werden jetzt sicher einige schlummernde Flintensportfreunde über einen Wettkampfstart nachdenken.“

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