29.03.2024

Christel Gülck auch mit dem Luftgewehr Deutsche Meisterin

300 mögliche Ringe – mehr geht nicht. Ahrensbökerin für SV Großenbrode zweimal erfolgreich

DORTMUND “Ich bin vollkommen fertig, ab dem fünftletzten Schuss wurden die Hände feucht und begannen zu zittern. Nach den Finalschuss war ich kaum in Lage, das Wettkampfprotokoll zu unterschreiben”, entfuhr es der Ahrensbökerin Christel Gülck nach dreißig konzentriert abgegebenen Luftgewehrschüssen in Dortmund bei den offiziellen Deutschen Seniorenmeisterschaften. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass ihre nicht zu überbietenden 300 Luftgewehrringe in der Seniorenklasse B beim Auflageschießen zum Meistertitel langen würden.

Nach langem Warten auf drei noch folgende Durchgänge der insgesamt fast hundert Starterinnen dieser Altersklasse stand fest: Niemand hatte 300 Ringe geschossen. Und noch niemals vorher hatte eine Frau bei den Titelkämpfen des Deutschen Schützenbundes in einem Jahr zweimal Einzelgold gewonnen.

Foto von: (WB)
Das Resultat von 300 Luftgewehrringen führte zu einem Raunen im Landesleistungszentrum Westfalen. Mehr geht beim Luftgewehrschießen nicht. Foto: WB

Christel Gülck gewann vor 14 Tagen in Hannover den Titel bereits in der Disziplin Kleinkaliber-Zielfernrohr auf 50 Meter Distanz. Jetzt wollte sie es noch einmal wissen. Unterstützung gab es von Ehemann Jasper, obwohl dieser „schweißgebadet den Wettkampf wie viele Norddeutsche Fans verfolgte“. Seiner Frau drohte bei nur einem „Fehlschuss“, also einer Neun, sicherlich ein Stechen. Und davon hatte sie über die Jahre der Teilnehmer bei einer nationalen Meisterschaft langsam genug. „300 Ringe brachten mir schon einmal nach dem Stechen Platz sieben, das vergesse ich nicht“, sagte Gülck rückblickend. Das alles sollte ihr in diesem „Supersportjahr“ erspart bleiben. Die volle Konzentration war nötig und auch da. „Christel kann gut abschalten und sich nur auch ihren Wettkampf konzentrieren. Ich sehe das bis zum 30. Schuss. Und danach kann sie selbst bei 300 Ringen nicht einfach losjubeln“, schildert Ehemann und Betreuer Jasper ihr Vermögen, mit verständlicher nervlicher Anspannung umzugehen.

Nach den ersten zwei Serien war auf dem Monitor das Optimum von jeweils 100 Ringen zu sehen, kein Wunder, dass der Pulsschlag ihrer Beobachter aus Schleswig-Holstein anstieg.
Knisternde Spannung bei den letzten zehn Schüssen, bloß keine Neun. Dann leuchteten die 300 Zähler auf. Die Schützin war aber erst nach Abschluss der drei folgenden Durchgänge befreit und überglücklich. Die Schützinnen Jutta Roggenbuck (Ahlum/Niedersachsen)
und Riitta Stoffer (Rhynern/Westfalen)hatten jeweils 299 Ringe geschossen.

„Es ist schon ein tolles Gefühl, noch einmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und auch allein die höchstmögliche Zahl von 300 Ringen getroffen zu haben“, sagte die Doppelmeisterin des Jahres 2012 nach dem Beifall der Vertreter des Norddeutschen Schützenbundes. „Ich war fast gerührt, als ich meine Mitstreiterin Lore Bausch vom Schützenverein Großenbrode und Sohn Heiko sah, sie hatten die weite Reise nach Dortmund extra zur moralischen Unterstützung unternommen.“

Fazit des Jahres 2012: Sechs Einzelkreismeisterschaften in Ostholstein, fünfmal Gold bei den Landesmeisterschaft und jetzt zwei Titel bei den nationalen Titelkämpfen des Deutschen Schützenbundes. „Mehr geht eigentlich nicht. Ich möchte aber auf dem Teppich bleiben. Es gibt viele Spitzenschützinnen im Lande und in Deutschland. Und immer muss auch ein wenig Tagesglück hinzukommen“, wehrt die 67-jährige Ahrensbökerin zuviel Schulterklopfen und Blicke in die Zukunft ab. Das Mitglied der Ahrensböker Gill und die sportlich jetzt schon mehr beim Schützenverein Großenbrode angesiedelte Schießsportlerin hat das für sie richtige Ziel ausgemacht: „Jedes Sportjahr beginnt immer wieder neu und wichtig ist, dass dieser Sport Spaß macht. Bei mir ist das so.“

Weitere Erfolge für Vertreter des Norddeutschen Schützenbundes 2012:

Insgesamt rund 1700 Frauen und Männer hatten sich in sechs Altersklassen für die Deutsche qualifiziert. 31 männliche Starter und elf Frauen erreichten die Höchstringzahl von 300.

Karin Becker von der SSG BookuRiTra aus dem Kreis Segeberg schaffte Bronze mit
299 Ringen in der Klasse Seniorinnen C. Rang drei hatte sie bereits in Hannover mit dem KK-Gewehr errungen.

Maximale 300 Ringe erzielte Hartmut Klemm vom SchV Rellingen, der bei
den Senioren B damit ins Stechen mit acht weiteren Schützen kam und dabei
einen ausgezeichneten 5. Platz belegte.

Insgesamt kann sich die Bilanz der Auflageschützen des NDSB sehen
lassen. Die Bilanz nach Hannover und Dortmund: 3 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze.

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