Der SSV Kassau steigt mit Luftgewehr-Team in Zweite Bundesliga Nord auf
Lina Meier Relegationsbeste in Hannover mit 394 und 392 Ringen
Wechsel zum Erstligaverein Schützenbruderschaft Freiheit aus dem Harz perfekt
Die mitgereisten Fans mit der Vorsitzenden Anka Venohr (7. v. l.) „schluckten“ das erfolgreiche Luftgewehr-Team. Foto: WBO
Die letzten fünf Schüsse entschieden. Konzentriert von links Lina Meier, Stephan Dohm, Robin Jedtberg, Celina Dahm und Leonie Sophie Werner. Foto: WBO
Über den Bundesligaaufstieg jubelten Uwe Weede, Anka Venohr und Andreas Berthold. Die Aufbauarbeit hat sich gelohnt. Foto: WBO
Kassau Die Luftgewehrmannschaft des SSV Kassau hat den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord geschafft. Als Vizemeister der Verbandsliga des Norddeutschen Schützenbundes belegten Lina Meier, Stephan Dohm, Robin Jedtberg, Leonie Sophie Werner, Celina Dahm und Florian Jeger mit insgesamt 3833 Ringen hinter der starken BSG Braunschweig mit 3857 den zweiten Rang unter acht zur Qualifikation angetretenen Fünferteams. Dass auch viel Glück dazu gehörte, vermitteln die Resultate der Verfolger SV Wiefelstedt aus dem Landesverband Nordwest mit 3831 Zählern und des KKS Nordstemmen aus Niedersachen mit 3830. Als Nordmeister aus Schleswig-Holstein hatte der SchV Roland Bad Bramstedt als Sechster mit 3787 Ringen keine Chance.
„Es war spannend bis zum berühmten letzten Schuss“, entfuhr es Anka Venohr, Vorsitzende des SSV Kassau. „Vor allem war es für die nach Hannover mitgereisten Fans ein schöner Tag. Auf den Aufstieg haben wir über Jahre hingearbeitet. Die Jugendarbeit zahlt sich nun aus.“ Mit Blick auf den „alten Mann“ im Team ergänzt Venohr: „Die tragende Säule in dieser Mannschaft war Stephan Dohm, der mit seinen 52 Jahren gleich zweimal 384 Ringe beisteuerte.“ Schon nach dem ersten Durchgang ließen die Kassauer aufhorchen. Sie lagen mit 1921 Ringe auf Platz zwei hinter Nordstemmen mit 1932. „Da wussten wir, dass es nach mehrfachen Anläufen heute klappen konnte“, sagte der stellvertretende Jugendleiter Uwe Weede leise zu Trainer Andreas Berthold. Beide nutzten die Pause für eine Motivation der insgesamt eingesetzten sechs Schützen. Ein wenig traurig waren Tanja Zupke und Natalie Sevke nur als Fans mit dabei, sie hatten mit zur Verbandsligavizemeisterschaft beigetragen. „Auch sie hatten gut geschossen, aber bei der zu treffenden Auswahl aus mindestens acht guten Luftgewehrschützen muss ich auch schon mal etwas wagen“, kommentierte Stephan Dohm die Überlegungen für die Teamaufstellung.
Im zweiten Durchgang kam für die erkältete Celina Dahm nach 378 Ringen Florian Jeger ins Rennen, er war mit seinen 377 angesichts seiner Durchschnittsleistung von 382,5 in der Liga nicht zufrieden. Robin Jedtberg steuerte 382 und 377 bei, Leonie Sophie Werner freute sich über 383 und 382 Ringe. Dann aber wollte der Jubel nach dem zweiten Auftritt von Lina Meier kein Ende nehmen. Nach 394 Ringen schoss sie 392 von 400 möglichen und schloss mit zusammen 786 als Einzelbeste aus allen acht Mannschaften ab.
Lange blieb offen, welche von drei etwa gleichstarken Teams hinter Braunschweig Zweiter sein würde. Alle anderen Schützen waren fertig, nur Stephen Dohm und Florian Jeger hatten noch jeweils fünf Schüsse abzugeben. Man kennt von den beiden, dass sie gern die Schießzeit ausreizen.
Nun aber nervte es schon, dass sich die spannungsgeladenen Mitstreiter aus den anderen Landesverbänden hinter ihnen versammelten und jede Schussanzeige beäugten. „Zum Glück blieb es fair und wurde nicht zu unruhig“, sagte Dohm, der seine zweiten 384 Zähler ablieferte. Vereinschefin Anka Venohr erinnert: „Alle waren körperlich und nervlich fertig. Dann der Blick auf die offizielle Auswertetafel. Und der Jubel, mit zwei Ringen Vorsprung hatten wir es geschafft. Unglaublich. Wir haben die Mannschaft noch in der Halle mit einer Feierstunde überrascht.“
Aufstieg und gleichzeitig Abschied hieß es an diesem schönen Tag, denn Spitzenschützin Lina Meier gab bekannt, dass sie in der kommenden Saison für den Erstligaklub Schützenbruderschaft Freizeit aus dem Harz sportlich schießen wird. Dort ist der Olympiasieger von Atlanta 1996, Christian Klees, als zweiter Trainer der Mannschaft tätig, die vor einem Jahr deutscher Meister wurde. Klees kennt Lina als Wegbegleiter ihres mit fünfzig Jahren viel zu früh gestorbenen Vaters Jens Path bereits aus der Kinderzeit. „Nach intensiven und hilfreichen Trainingseinheiten sowie wertvollen Tipps konnte ich zuletzt eine Leistung erzielen, die ich auch im Wettkampf schießen kann“, sagte die 20-Jährige. Sie freue sich also auf die neue Saison, „natürlich zunächst in der Zweiten des Klubs Freiheit“. Ob ihr der Sprung in die 1. Bundesliga gelingen kann, bleibt abzuwarten. „Auf jeden Falls freue ich mich auch auf den direkten Wettstreit mit meinem alten Kassauer Verein in der zweiten Liga“, fügte sie lachend hinzu.